Globaler Arbeitsmarkt für Seeleute
Erstellt am: 05.11.2002 | Stand des Wissens: 12.06.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Laut der internationalen Kammer der Schifffahrt (ICS) standen der weltweiten Schifffahrt 2024 857.540 Offiziere und 873.500 Mannschaften zur Verfügung [ICS23]. Diese Zahlen beziehen sich auf Inhaber von Zertifikaten nach dem "Internationalen Übereinkommen über Normen für die Ausbildung, die Erteilung von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von Seeleuten" (STWC) von 1978. [MSF10].
Die wichtigsten Herkunftsländer für Offiziere sind die Philippinen, Indien und China, während die meisten Mannschaften aus China, den Philippinen und Indonesien kommen [ICS23]. Die Bedeutung von Seeleuten aus Ostasien für die Bemannung der Welthandelsflotte nimmt insgesamt weiter zu [SiPi12].
Der globale Arbeitsmarkt für Seeleute weist die folgenden charakteristischen Merkmale auf [Bin05, S.323]:
Die wichtigsten Herkunftsländer für Offiziere sind die Philippinen, Indien und China, während die meisten Mannschaften aus China, den Philippinen und Indonesien kommen [ICS23]. Die Bedeutung von Seeleuten aus Ostasien für die Bemannung der Welthandelsflotte nimmt insgesamt weiter zu [SiPi12].
Der globale Arbeitsmarkt für Seeleute weist die folgenden charakteristischen Merkmale auf [Bin05, S.323]:
- Seeleute jeglicher Nationalität sind potenzielle Arbeitnehmer.
- Es bestehen effiziente transnationale Verbindungen zwischen Besatzungsmanagern, Besatzungsagenten und den nationalen Arbeitsmärkten.
- Außer der Einhaltung der internationalen Vorschriften zur Zertifizierung nach dem STCW-Übereinkommen gibt es keine formalen Eintrittsbarrieren.
- Multinationale Besatzungen sind weitverbreitet.
- Hohe Anfälligkeit gegenüber Fluktuationen des Welthandels.
- Geringe und abnehmende Übereinstimmung zwischen Schiffsflagge und Besatzungsnationalität.
- Keine systemweite Regulierung.
Mit dem Ziel einer weltweit einheitlichen Regulierung des Arbeitsmarktes und der Arbeitsbedingungen für Seeleute ist 2006 von der IAO das "Seearbeitsübereinkommen von 2006" verabschiedet worden. Mit dem Übereinkommen werden alle 68 bestehenden, die Arbeit im maritimen Umfeld betreffenden Regularien in einem weltweit einheitlichen Standard integriert. In fünf Titeln behandelt das Übereinkommen [ILO06]:
- Mindestanforderungen für die Arbeit von Seeleuten auf Schiffen,
- Beschäftigungsbedingungen,
- Unterkünfte, Freizeiteinrichtungen, Verpflegung einschließlich Bedienung,
- Gesundheitsschutz, medizinische Betreuung, soziale Betreuung und Gewährleistung der sozialen Sicherheit sowie
- Erfüllung und Durchsetzung der Anforderungen.
Zum 30. März 2012 haben 25 Staaten das Übereinkommen ratifiziert, die zusammen über mehr als 33 Prozent der Welthandelsflotte verfügen [ILO12]. Am 20. August 2013 ist das Übereinkommen in Kraft getreten [ILO13].
Im Verlauf der vergangenen 30 Jahre sind die Besatzungen von Handelsschiffen in zunehmendem Maße multilingual und multikulturell zusammengestellt worden [Horc05]. Multinationalität ist heute ein generelles Merkmal von Besatzungen [SiPi12], welche in erster Linie aufgrund von Kostengesichtspunkten, nicht Nationalitäten, zusammengestellt werden. Zu beobachten ist, dass die Offiziere eines Schiffes jedoch größtenteils aus einer Ländergruppe entstammen [CoWi08]. Abbildung 1 verdeutlicht die prozentuale Verteilung der Anzahl von Nationalitäten innerhalb einer Schiffsbesatzung. Hiernach sind 66 Prozent aller Schiffe mit multinationalen Besatzungen bemannt.
Im Verlauf der vergangenen 30 Jahre sind die Besatzungen von Handelsschiffen in zunehmendem Maße multilingual und multikulturell zusammengestellt worden [Horc05]. Multinationalität ist heute ein generelles Merkmal von Besatzungen [SiPi12], welche in erster Linie aufgrund von Kostengesichtspunkten, nicht Nationalitäten, zusammengestellt werden. Zu beobachten ist, dass die Offiziere eines Schiffes jedoch größtenteils aus einer Ländergruppe entstammen [CoWi08]. Abbildung 1 verdeutlicht die prozentuale Verteilung der Anzahl von Nationalitäten innerhalb einer Schiffsbesatzung. Hiernach sind 66 Prozent aller Schiffe mit multinationalen Besatzungen bemannt.
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(Eigendarstellung nach [SiPi12]).
Triebkraft der Entwicklung zu multinationalen Besatzungen ist das Bestreben der Reedereien, die Betriebskosten ihrer Schiffe, von denen bis zu 50 Prozent durch die Besatzungskosten bestimmt sind, zu reduzieren [Stop09]. Durch Zugriff auf den internationalen Arbeitsmarkt für Offiziere und Mannschaften lassen sich Besatzungen zu geringstmöglichen Kosten rekrutieren und die Lohnkosten so minimieren [PrTh10]. Gleichzeitig bringt der Einsatz von multikulturellen Besatzungen nicht nur Kostenvorteile mit sich, sondern ist auch mit potenziellen Problemen verbunden. So können kulturelle und sprachliche Unterschiede sich negativ auf die Schiffssicherheit (Safety) und Gefahrenabwehr (Security), die Prävention von Umweltwirkungen, das Arbeitsklima an Bord und den operativen Betrieb des Schiffes auswirken [Horc05].
Für das zukünftige Angebot an Seeleuten wird ein fortgesetztes Wachstum erwartet, so wie es bereits in den vergangenen Jahren beobachtet werden konnte. Dies setzt jedoch voraus, dass aktiv Maßnahmen, welche die Rekrutierung von qualifiziertem Nachwuchs fördern und das Training von qualifizierten Seeleuten sicherstellen, umgesetzt werden. Ansonsten könnte sich insbesondere der bereits bestehende Mangel an Offizieren in der Zukunft verschärfen [MSF10].
Für die Sicherung der europäischen Schifffahrt ist die Ausbildung einer ausreichenden Zahl von Offizieren und Mannschaften, sowohl für den Einsatz an Bord als auch an Land in den verschiedenen Bereichen des maritimen Clusters, eine zentrale Herausforderung. Wesentlich hierfür sind das Angebot entsprechender Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, eine Verbreiterung der Einsatzchancen und eine aktive Gestaltung der Karrierewege für Seeleute [ECSA10, S.5]. Mit dem Ziel einer Förderung von Beschäftigung und Ausbildung werden hierzu auf europäischer und nationaler Ebene Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt [EUKOM11e].