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Betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM)

Erstellt am: 31.10.2002 | Stand des Wissens: 26.10.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Betriebe, egal ob öffentlich, halböffentlich oder privatwirtschaftlich organisiert, sind wesentliche Verkehrserzeuger [vgl. ILS2012, S. 258]. Sie sind sowohl Ziel, als auch als Quelle von Verkehrsströmen (vgl. [ILSDP07], S. 11). Das Betriebliche Mobilitätsmanagement (kurz BMM) ist eine strategische Planungsmethode um den erzeugten Verkehr aktiv zu gestalten. Dafür verantwortlich sind sowohl die Betriebe und deren Beschäftigte als handelnde Akteure, als auch die Politik als rahmensetzende Instanz.
Das Ziel des BMM ist, eine möglichst effiziente, sichere, sozial-, stadt- und umweltverträgliche Abwicklung aller vom Unternehmen ausgehenden Verkehrsströme zu erreichen. Dies kann im Personen- und Güterverkehr erfolgen. Da allerdings für den Güterverkehr unter dem Dach der Logistik eigene Optimierungskonzepte entwickelt wurden, konzentriert sich das BMM in der Regel auf den betrieblich verursachten Personenverkehr  (vgl. Abbildung 1). Dazu gehören vgl. [ZNM20a, S. 7]:
  • Berufs- und Pendlerverkehr,
  • Dienstwege und Dienstreisen sowie der
  • Besucher- und Kundenverkehr.
Abbildung 1: Bestandteile des BMM [vgl. ILS2012, S. 264]
Das BMM zeichnet sich durch einen systematischen Ansatz zur Analyse und Optimierung des durch den Betrieb erzeugten Verkehrsaufkommens aus. Die Maßnahmen des BMM werden in einem Mobilitätskonzept zusammengefasst und betreffen die Bereiche Verkehr, Infrastruktur, Service und Kommunikation (vgl. [DIHK16], S. 5). Den Unternehmen dient das BMM als Instrument um langfristig die Gesundheit der Beschäftigten zu verbessern und Ausgaben zu senken. Von den Resultaten des BMM profitieren nicht nur die Betriebe und deren Beschäftigten, sondern auch die gesamte Kommune, Gesellschaft und die Umwelt [ZNM20a] (vgl. Abbildung 2).

Nutzen-Dimensionen des BMM.jpgAbb. 2 Nutzen-Dimensionen des BMM [ZNM20a, S. 12]
Die Anlässe, die Unternehmen dazu bringen Maßnahmen des BMM umzusetzen, sind unterschiedlich. Als häufige Gründe können angeführt werden (vgl. [ILSDP07], S. 112):
  • Erreichbarkeitsdefizite des Unternehmensstandortes,
  • steigende Infrastrukturkosten unter anderem für Parkraum,
  • Verkehrsprobleme am Unternehmensstandort,
  • Integration in kommunal veranlasste Mobilitätsmanagementprojekte,
  • Umweltorientierung des Unternehmens,
  • Image des Unternehmens,
  • steigende Kosten für Geschäftsreisen,
  • Unzufriedenheit der Mitarbeiter,
  • nachlassende Produktivität der Mitarbeiter,
  • hoher Krankenstand und viele Verkehrswegeunfälle.
Der Kernpunkt des BMM ist die Aktivierung von Unternehmen zum eigenverantwortlichen Handeln [Baum16]. Bei kleineren Betrieben führt Eigeninitiative nur beschränkt zum Erfolg. Hier bedarf es einer Unterstützung und Kooperation, um für mehrere Betriebe Mobilitätsmanagement gemeinsam voranzubringen. Sowohl für die Fahrgemeinschaftsorganisation, Carsharing als auch für die Jobticket-Abnahme sind Mindestgrößen von mehreren hundert Mitarbeitern erforderlich, damit die Systeme effizient betrieben werden können.
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM) (Stand des Wissens: 25.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?488524
Förderung des multi- und intermodalen Personenverkehrs (Stand des Wissens: 01.12.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?354205
Literatur
[Baum16] MOBIL.PRO.FIT. / B.A.U.M Consult GmbH, Hamm (Hrsg.) Betriebliches Mobilitätsmanagement - Erfolgsfaktoren , 2016
[DIHK16] DIHK Service GmbH (Hrsg.) Praxisleitfaden Betriebliches Mobilitätsmanagement, 2016
[ILS2012] Mechtild Stiewe, Ulrike Reutter (Hrsg.) Mobilitätsmanagement
Wissenschaftliche Grundlagen und Wirkungen in der Praxis, Ausgabe/Auflage 1. Auflage, Klartext Verlag, Essen, 2012/08, ISBN/ISSN 978-3-8375-0474-3
[ILSDP07] Müller, Guido, Steinberg, Gernot, Happel, Till, Holz-Rau , Christian , Prof. Dr.-Ing., Kemming, Herbert, Dr., Nickel, Wolfgang, Stiewe, Mechtild, Dipl.-Ing. Weiterentwicklung von Produkten, Prozessen und Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements durch eine stärkere Systematisierung, Differenzierung und Standardisierung, 2007/08
[ZNM20a] Zukunftsnetz Mobilität NRW (Hrsg.) Betriebliches Mobilitätsmanagement in Kommunen.
Handbuch des Zukunftsnetz Mobilität NRW, 2020
Weiterführende Literatur
[ILS01a] Müller, Guido Betriebliches Mobilitätsmanagement
Status Quo einer Innovation in Deutschland und Europa unter besonderer Berücksichtigung der Kooperation von Unternehmen und Kommune, ILS des Landes Nordrhein- Westfalen Dortmund, 2001/11
[CâRi00] Câmara, Paulo, Rivasplata, Charles Die Rolle der Gesetzgebung / Politik in TDM- und MM-Programmen: Die TEA-21 in den USA und das White Paper in Großbritannien, veröffentlicht in Schnittstellen des Mobilitätsmanagement, Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur Gutenbergstraße 59, 44139 Dortmund, 2000, ISBN/ISSN 3-929797-60-7
[BVWe01] Bruns, Hans-Ludwig, Vennefrohne, Klaus, Welk, Lars Mobilitätsmanagement in der betrieblichen Praxis, 2001
[ILS05] Stiewe, Mechthild, Müller, Guido Rahmenbedingungen für das betriebliche Mobilitätsmanagement , 2005
Glossar
Carsharing
Der Begriff CarSharing stammt aus dem Englischen (car= Auto, to share= teilen) und kann sinngemäß mit der Bedeutung "Auto teilen" übersetzt werden. Er beschreibt die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, die meist von Unternehmen gegen Gebühr bereitgestellt werden.
Durch einen Rahmenvertrag oder eine Vereinsmitgliedschaft erhalten Kunden flexiblen Zugriff auf alle Kfz eines Anbieters. Die Fahrzeuge können über eine Webseite oder über eine Smartphone-App gebucht werden. Geöffnet werden sie in der Regel mit Hilfe von Chipkarten oder durch einen über die Smartphone-App vermittelten Zugangscode .
Bei dem System des stationsbasierten CarSharing stehen die Fahrzeuge auf reservierten Stellplätzen und werden nach der Nutzung auch wieder dorthin zurückgebracht. Ein anderes Modell ist das free-floating CarSharing. Hier stehen die Fahrzeuge in einem definierten Operationsgebiert verteilt. Sie können per Smartphone geortet werden und nach der Nutzung auf einem beliebigen Stellplatz innerhalb des Operationsgebiets zurückgegeben werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?18218

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 13:36:41