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Luftraumengpässe

Erstellt am: 16.08.2005 | Stand des Wissens: 23.10.2018
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Der Luftraum ist die wichtigste Komponente des Luftverkehrssystems. Wie die meisten anderen Verkehrswege ist der Luftraum ein der Öffentlichkeit zugänglicher Verkehrsbereich. Mit dem Begriff Luftraum ist der Bereich der Atmosphäre gemeint, der sich über der Erdoberfläche bis zur Grenze des Weltraums erstreckt. Neben den zunehmenden Flughafenengpässen entwickelt sich der Luftraum aufgrund des stetig steigenden Luftverkehrs zu einem gravierenden Problembereich in Bezug auf die Fähigkeit, Verkehr aufzunehmen und zu verarbeiten. Je intensiver der Luftraum genutzt wird, desto mehr wird deutlich, dass auch der Luftraum keine unerschöpflich zur Verfügung stehende Ressource ist. Die Problematik zukünftiger Luftraumengpässe beschränkt sich dabei nicht auf Europa und die Vereinigten Staaten. [KräPa94]

Prinzipiell ergibt sich die natürliche Kapazitätsgrenze des Luftraumes aus seiner dreidimensionalen Ausdehnung und dem Fassungsvermögen an darin stattfindenden Verkehrs- und Betriebsvorgängen. Die eigentliche Aufnahmefähigkeit des Luftraumes liegt jedoch, durch rechtliche Regeln beschränkt, weit unter der natürlichen Kapazitätsgrenze. Die Festlegung von Normen über die Luftraumnutzung bewirkt, dass bei Einhaltung der festgelegten Regeln im Luftraum weitaus weniger Luftverkehrsdurchsatz umgesetzt werden kann, als aus naturwissenschaftlicher Sicht tatsächlich möglich wäre.

Die Luftraumnutzung der Flugrouten, das Einhalten von Mindesthöhen, das Abstandhalten zu anderen Luftfahrzeugen, zu Hindernissen und Lufträumen mit besonderen Gefahren usw. verhindern andere denkbare Möglichkeiten. Ähnliches gilt, wenn die Flugdurchführungen von Anweisungen des Luftverkehrskontrolldienstes bestimmt oder den Luftraumnutzern bestimmte Verhaltensvorgaben auferlegt werden.

Die Belastungsobergrenze, die einer Luftraumnutzung aus naturwissenschaftlicher Sicht gesetzt ist, wird durch die Vielzahl der Luftraumnutzungsnormen, deren Anwendung und Durchsetzung in der Praxis nach unten verschoben. Insofern beschränkt die Verkehrskomponente Luftraum durch ihre normative Kapazität die Aufnahmefähigkeit des Gesamtsystems Luftverkehr. Im Vordergrund steht das Interesse an einer sicheren Luftraumnutzung und an einem störungsfreien Ablauf des Luftverkehrs. Aufgrund dieses Sicherheitsbedürfnisses wurden seitens der verantwortlichen Stellen diese Grenzen bei der Luftraumkapazität gesetzt. Ebenfalls von Belang sind die militärische Sicherheit, die nationale Verteidigung, Schutz von am Luftverkehr nicht beteiligten Dritten am Boden und Bewahrung der Umwelt. [KräPa94]

Die Aufnahmefähigkeit des Luftraumes wird an vielen Stellen in erster Linie maßgeblich von der Kontrollkapazität der Flugsicherung bestimmt. Von ihr hängt es ab, wie viele Flüge innerhalb eines bestimmten Zeitraumes in einem Luftraum sicher und flüssig abgewickelt werden können. Insofern bestimmen nicht nur explizit die Luftraumnutzungsnormen und ihre praktische Anwendung die Kapazität des Luftraumes, sondern auch die Art und Weise, in der ihre Befolgung überwacht und kontrolliert wird.
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Literatur
[KräPa94] Paul Michael Krämer Kapazitätsengpässe im Luftraum, veröffentlicht in Schriften zum Luft- und Weltraumrecht, Ausgabe/Auflage Bd. 12, Heymann / Köln, 1994, ISBN/ISSN 3-452-22883
Weiterführende Literatur
[Mens13] Heinrich Mensen Handbuch der Luftfahrt, veröffentlicht in VDI-Buch, Ausgabe/Auflage 2. Auflage, Springer-Verlag / Berlin, Heidelberg, 2013, ISBN/ISSN 978-3-642-34401-5

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?160136

Gedruckt am Freitag, 29. September 2023 18:53:01