Functional Airspace Block Europe Central (FABEC)
Erstellt am: 16.08.2005 | Stand des Wissens: 17.09.2018
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Da die Flugsicherung eine hoheitliche Aufgabe ist, welche jeder europäische Staat in eigener Verantwortung durchzuführen hat, gibt es in Europa eine Vielzahl an Kontrollzentren, Anflugkontrollstellen und Towern. Dabei ist die Luftfahrt wie kaum eine andere Branche auf internationale Kooperationen und Verbindungen angewiesen. Um einen einheitlichen europäischen Luftraum zu schaffen, wurde im Jahr 1999 ein Projekt gestartet welches den Namen Single European Sky (kurz SES) trägt [DFS18b]. Dieses soll unter anderem einheitlich hohe Sicherheitsstandards in Europa sowie mehr Luftraumkapazität für den Flugverkehr erzielen. Damit soll ständig wachsenden Verkehrszahlen Rechnung getragen und auch in Zukunft ein sicherer und geordneter Flugverkehr abgewickelt werden [BMVI18c].
Etwa 55 Prozent des gesamten Luftverkehrs in Europa führt über Zentraleuropa [FABEC10]. Um hier Ziele des SES zu realisieren haben sich die Deutsche Flugsicherung (DFS) sowie ihre zivilen und militärischen Partner aus Belgien, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden und der Schweiz mit den Verkehrs- und Verteidigungsministerien zu einer Initiative zusammengetan, um einen funktionalen Luftraumblock (Functional Airspace Block/FAB) über dem Herzen von Europa zu schaffen: den FAB Europe Central (FABEC). Dieser entstand unter dem Projektdach des SES, ist also ein elementarer Bestandteil dieses Programm und seit 2013 vollständig in Betrieb. Zentrales Element dabei sind grenzüberschreitende Kooperationen im zivilen wie auch im zivil-militärischen Bereich. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der zivil-militärischen Zusammenarbeit dient die DFS hier als Vorbild. Der FABEC umfasst einen der verkehrsreichsten und komplexesten Lufträume Europas. Der FABEC-Luftraum, der Belgien, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, die Niederlande und die Schweiz mit einer Gesamtfläche von 1.713.442 Quadratkilometern abdeckt, zeichnet sich durch zahlreiche dicht beieinander liegende zivile und militärische Flugrouten aus. Darüber hinaus befinden sich die meisten großen europäischen Flughäfen und Hubs im FABEC-Gebiet [FABEC14].
Als erstes grenzüberschreitendes Projekt, welches unter der Schirmherrschaft des FABEC Programm ins Leben gerufen wurde, ist das sogenannte AMRUFRA (Amsterdam-Ruhr-Frankfurt) Projekt zu nennen. Dabei ist am 11. März 2010 eine neue Luftraumstruktur im deutsch-niederländischen Luftraum in Kraft getreten, welche Luftverkehrsströme optimiert und kürzere Flugrouten ermöglicht (Abbildung 1). Zur Entflechtung der Verkehrsströme und Reduzierung bzw. Vermeidung von Verspätungen und Umwege mit folglich erhöhten Kosten für die Fluggesellschaften wurden einige Flugsicherungssektoren restrukturiert. Verschiedene Varianten sind in Simulationen getestet worden. Die Fluglotsen wurden für die neue Struktur trainiert sowie mussten sie zum Teil eine neue Sektor-Lizenz erwerben [ECTR10].
Abbildung 1: Streckenführung von AMRUFRA [ECTR10]