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Ausgewählte Ergebnisse der Forschungsinitiative "Personennahverkehr für die Region"

Erstellt am: 08.06.2005 | Stand des Wissens: 10.08.2020
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) startete im Jahr 2001 den Förderschwerpunkt "Personennahverkehr für die Region". Insgesamt waren zehn Forschungsverbünde mit zusammen 80 Einzelvorhaben in unterschiedlich strukturierten Regionen Deutschlands damit befasst, Mobilitätsangebote, die sich an den Bedürfnissen der Bevölkerung auf dem Lande orientieren, zu entwickeln und zu erforschen. Ziel war das Sichern und Verbessern einer ökologisch verträglichen Mobilität in dünn besiedelten Räumen. Im Vordergrund stand dabei das Intensivieren der Zusammenarbeit öffentlicher und privater Akteure (Public Private Partnership) und damit das Generieren neuer Potenziale. Durch das Entwickeln neuer Nahverkehrsleistungen sollten vor allem kleine und mittelständische Verkehrsunternehmen für den internationalen Wettbewerb gestärkt und Arbeitsplätze geschaffen werden [BMBF04b].

Im Einzelnen wurden nachstehende Teilprojekte bearbeitet, welche in [PFDR04] ausführlicher beschrieben sind:

AMABILE - Ausschreibung und Modellierung von alternativen Bedienungsformen in Form von Teilnetzen unter Integration traditioneller Linienverkehre

Im Projekt wurden Planungsmodelle für alternative Bedienungsformen entwickelt, anhand derer die Verkehrsnachfrage, Verkehrsleistung oder die Kosten- und Erlössituation ermittelt werden können. Ferner erfolgte das Erarbeiten von juristischen Grundlagen - vor allem zu Genehmigungs- und Vergaberecht - für die gemeinsame Ausschreibung von alternativen Bedienungsformen und traditionellen Linienverkehren.

ArMont - Ausgestaltung regionaler Mobilitätsdienstleistungen für Naherholung und Tourismus

Im Rahmen des Projektes wurden für eine Modellregion neue kartografiegestützte Anwendungen entwickelt, die es dem Nutzer erlauben, sich über Sehenswürdigkeiten, Nahverkehrsangebote auf Straße und Schiene sowie Übernachtungsangebote von zu Hause aus oder auch von unterwegs zu informieren. Besondere Berücksichtigung fanden die Belange mobilitätseingeschränkter Personen.

aufdemland.mobil - Verkehrsmittelübergreifende Bündelung lokalbezogener Projekte in der Fläche für die Mobilität ohne eigenes Auto

Es wurden sehr verschiedene neue organisatorische und technische Angebote im Personenverkehr außerhalb des klassischen Öffentlichen Verkehrs entwickelt, aufgebaut und bewertet und im Ergebnis beibehalten oder verworfen.

IMAGO - Innovative Marketing- und Angebotskonzepte in Gemeinden mit Ortsbussystemen

Eingeführt wurde das nachfrageorientierte Produkt "Taxibus". Es weist einen hohen Bekannt- und Beliebtheitsgrad auf und wird mehrheitlich von Personen mit Pkw-Verfügbarkeit genutzt.

IMPULS 2005 - Integrierte Mobilitätsplanung, -umsetzung, -lenkung und -services

Das integrierte Verkehrsangebot im Verkehrsverbund Berlin Brandenburg konnte vielerorts um neue flexible Bedienformen, wie Rufbusse, Event- und Shuttleverkehre erweitert werden, die positiv bewertet werden.

mob2 - Informations- und kommunikationsbasierte Integration von Autoverkehr und Nahverkehr zur Abwicklung kurzfristig entstehender Mobilitätsbedarfe

Nach Neuordnen des klassischen Linienbetriebes und Ergänzen durch nachfrageabhängige Angebote wurde das Abwickeln der Informationsprozesse optimiert. Im Ergebnis erhält der Kunde Fahrtempfehlungen, die alle verfügbaren Angebote einbeziehen. Die Kommunikation erfolgt über Mobiltelefone, zur Positionsbestimmung dient das Global System for Mobile Communication (GSM).

MobiTour - Mobilitätsdienstleistungen und Tourismusentwicklung

Durch Verknüpfen verschiedener Verkehrs- und Touristikangebote entstand ein nachfragegerechtes Mobilitätsangebot in der Touristikregion Elbe-Weser mit dem Ziel einer höheren Wirtschaftlichkeit des Öffentlichen Verkehrs.

MultiBus - Das Nahbussystem für den ländlichen Raum

Entwickelt wurde ein multifunktionales Rufbussystem ohne festen Fahrplan und Fahrweg mit Integration von Bringdiensten und Haus-zu-Haus-Bedienung.

NahviS - Neue Nahverkehrsangebote im Naturpark Südschwarzwald

Nach Untersuchungen zu Lebensstil- und Mobilitätsorientierungen entstand in einem dünn besiedelten Raum ein neues Rufbussystem. Darüber hinaus wurde mit einem angebotsorientierten Ansatz versucht, ein bestehendes CarSharing-Netz auszuweiten.

RUDY - Regionale Unternehmensübergreifende DYnamisierung von Fahrplaninformation, Buchung und Betrieb im ÖPNV

Aufgebaut und exemplarisch umgesetzt wurde ein System zur unternehmensübergreifenden Anschlusssicherung durch Verbinden verschiedener Rechnergestützter Betriebsleitsysteme. Dieses kann Karteninformationen und innovative Ortungsmodule genauso einbeziehen, wie alternative Bedienungsformen.

Abbildung 1 zeigt einen Überblick über die Verteilung der Untersuchungsgebiete in Deutschland
BMBF04b1.jpgAbb. 1: Überblick über die Verteilung der Untersuchungsgebiete in Deutschland
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Differenzierte Bedienung auf dem Lande (Stand des Wissens: 26.10.2021)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?14413
Literatur
[BMBF04b] Burmeister, Jürgen, Littmann, Reinhard, Schüller, Ulrich, Thomae, Tobias Personennahverkehr für die Region - Innovationen für nachhaltige Mobilität, Bonn, Berlin, 2004
[PFDR04] Bundesministerium für Bildung und Forschung Personennahverkehr für die Region, 2004
Weiterführende Literatur
[Knoch05] Knoch, Carsten , Thiemann-Linden, Jörg Auf dem Land mobil ohne eigenes Auto - Erfahrungen mit lokalbezogenen ÖPNV-Projekten in der Fläche, veröffentlicht in Der Nahverkehr, Ausgabe/Auflage 1-2 2005, 2005
[BMBF04c] Kagermeier, Andreas, et al. IMAGO - Innovative Marketing- und Angebotskonzepte in Gemeinden mit Ortsbussystemen, Paderborn, 2004
Glossar
Global System for Mobile Communication
Der GSM-Standard (Global System for Mobile Communication) - ursprünglich ein rein europäisches Mobilfunkkonzept - hat inzwischen weltweite Verbreitung gefunden. In Deutschland nutzen die Mobilfunknetzanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica mit ihren Mobilfunknetzen gegenwärtig die Frequenzbereiche GSM 900 und GSM 1800.
Carsharing
Der Begriff CarSharing stammt aus dem Englischen (car= Auto, to share= teilen) und kann sinngemäß mit der Bedeutung "Auto teilen" übersetzt werden. Er beschreibt die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, die meist von Unternehmen gegen Gebühr bereitgestellt werden.
Durch einen Rahmenvertrag oder eine Vereinsmitgliedschaft erhalten Kunden flexiblen Zugriff auf alle Kfz eines Anbieters. Die Fahrzeuge können über eine Webseite oder über eine Smartphone-App gebucht werden. Geöffnet werden sie in der Regel mit Hilfe von Chipkarten oder durch einen über die Smartphone-App vermittelten Zugangscode .
Bei dem System des stationsbasierten CarSharing stehen die Fahrzeuge auf reservierten Stellplätzen und werden nach der Nutzung auch wieder dorthin zurückgebracht. Ein anderes Modell ist das free-floating CarSharing. Hier stehen die Fahrzeuge in einem definierten Operationsgebiert verteilt. Sie können per Smartphone geortet werden und nach der Nutzung auf einem beliebigen Stellplatz innerhalb des Operationsgebiets zurückgegeben werden.
Anruflinientaxi Das Anruflinientaxi verkehrt nur nach rechtzeitiger Anmeldung des Fahrgastes nach einem im Voraus veröffentlichten Fahrplan zwischen den vom Reisenden gewünschten Haltestellen.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung
Verkehrsleistung
Die Verkehrsleistung gibt Auskunft über die Inanspruchnahme von Ressourcen. Als Verkehrsleistung wird die auf eine Zeiteinheit t (zum Beispiel ein Jahr) bezogene Verkehrsarbeit definiert und als Quotient dargestellt. Die Verkehrsarbeit wird dabei als Produkt von Verkehrseinheiten (zum Beispiel Güter oder Personen) und der durch diese zurückgelegten Strecke gebildet. In der Verkehrswissenschaft sind die Einheiten Personenkilometer pro Jahr [Pkm/a] oder Tonnenkilometer pro Jahr [tkm/a] gebräuchlich.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?148641

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 11:07:55