Akzeptanz und Wirksamkeit verkehrspolitischer Maßnahmen
Erstellt am: 12.05.2005
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Autoren: | Bamberg, Sebastian, Dr. Rölle, Daniel, M. A. (Sozialwissenschaften) Weber, Christoph, Dr. |
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Erscheinungsjahr / -datum: | 2002 | |
Verlag / Ort: | Mensch & Buch Verlag | |
Zitiert als: | [RöWB02] | |
Art der Veröffentlichung: | Projektbericht | |
Sprache: | deutsch | |
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Review
Erstellt am: 12.05.2005 | Stand des Wissens: 12.05.2005
Ziel / Zweck
Ziel war es, die Verwendbarkeit der Theorie des geplanten Verhaltens (TPB) von Aijzen für die Verkehrsmittelwahl zu prüfen: Demnach wird die Absicht für ein geplantes Verhalten (Intention) vor allem von Einstellungen, Normen und die subjektiv wahrgenommenen Möglichkeit zur Ausübung bestimmter Verhaltensweisen (z.B. die Bekanntheit von Abfahrtszeiten) bestimmt.
Methodik und Durchführung
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Expertenbefragung
18 Experten haben insgesamt 56 Maßnahmen hinsichtlich Verhaltenswirksamkeit, Gesamtkosten und zeitlicher Umsetzbarkeit beurteilt. Insgesamt zeigt sich eine hohe Konsistenz in den Urteilen. Die Experten sind insgesamt sehr skeptisch was die Wirksamkeit von verkehrpolitischen Maßnahmen angeht. Am wirksamsten werden Kostenmaßnahmen (Erhöhung des Benzinpreises auf 5 DM, Null-Tarif im ÖPNV) und ein Ausbau des Schienennetzes eingestuft.
Umzüglerbefragung
Die Umzüglerbefragung stellt den Schwerpunkt der Studie dar. Hierbei wurden Personen kontaktiert, die vor einem Umzug nach Stuttgart standen. Es sollte untersucht werden, welchen Einfluss eine bessere Information über den ÖPNV und ein "Ausprobieren" des ÖPNV auf die Alltagsmobilität hat.
Die "Intervention" bestand in der Zusendung eines Informationspaketes an ein Teilkollektiv der Umzügler (Experimentalgruppe) mit folgendem Inhalt:
Vor dem Umzug betrug der Anteil des ÖPNV an den protokollierten Wegen in beiden Gruppen 19 %. Sechs Wochen nach dem Umzug stieg der ÖPNV-Anteil zwar erkennbar auf 24,4 % an, dies war jedoch statistisch nicht signifikant. Deutlich signifikant ist jedoch der bei der Kontrollgruppe konstatierte Anstieg der ÖPNV-Wege auf 46,8 %. Damit fuhren die Personen, die das Informationspaket bekommen haben, sechs Wochen nach dem Umzug doppelt so häufig mit Bus und Bahn wie die Personen, die "unbeeinflusst" geblieben sind [S. 88]. Gleichzeitig sank der Pkw-Anteil in der Experimentalgruppe von 48 % auf 33 %; in der Kontrollgruppe hingegen ging der Pkw-Anteil nur um 10 %-Punkte zurück (von 53 % auf 43 %).
Mit der Theorie des geplanten Verhaltens und der Messung bestimmter Einstellungen und Wahrnehmungen konnte nachgewiesen werden, dass mit der Änderung der Verkehrsmittelwahl in der Experimentalgruppe eindeutige Änderungen der Einstellungen verbunden sind: Der ÖPNV erhält ein besseres Image und ihm wird eine höhere "Tauglichkeit" attestiert. Durch das Testticket und das nutzerspezifische Infomationspaket wird eine bestehende Motivation, beim Umzug in die Stadt öfter den ÖPNV zu nutzen, so gestärkt, dass eine deutliche Änderung des Verhaltens erreicht wird. Aber auch bei Personen, die vorher nicht die Absicht hatten, in der Stadt verstärkt Busse und Bahnen zu nutzen, steigt die ÖV-Nutzung durch die Maßnahme von vor dem Umzug 16 % auf 35 % sechs Wochen nach dem Umstieg an.
Zur Prüfung der Stabilität der Interventionsmaßnahme wurde während der Projektbearbeitung beschlossen 8 Monate nach dem Umzug eine dritte Erhebung durchzuführen. Dies konnte jedoch nur noch mit dem halben Stichprobenumfang erfolgen. Dabei zeigt sich, dass die ÖPNV-Anteile bei den Wegen der Personen in der Kontrollgruppe von 26 % um weitere rd. 3 % Punkte auf 29 % ansteigen, während sie in der Experimentalgruppe von rd. 43 % auf 33 % absinken. Die ÖPNV-Nutzungshäufigkeit gleicht sich deutlich an, dennoch ist alleine der Anstieg (vom Ausgangsniveau vor dem Umzug) bei der Experimentalgruppe statistisch signifikant (S. 106).
Querschnittsbefragung
Die Querschnittsbefragung zur Untersuchung der "Maßnahmenakzeptabilität", d.h. der Akzeptanz bzw. Zustimmung für noch nicht bestehende Maßnahmen, wurde mit Hilfe einer Conjoint-Analyse erfasst. Hierbei zeigt sich im Ergebnis, dass die Akzeptabilität am stärksten von der "wahrgenommenen Fairness" der Maßnahme erklärt wird. Die wahrgenommene Effektivität der Maßnahme folgt mit deutlichem Abstand.
Einordnung in die Forschung / Relevanz für die Politikberatung
Die Autoren liefern wichtige Befunde für die Untersuchung weicher Maßnahmen. V.a. die Ergebnisse aus der Umzüglerbefragung sollten Anlass sein, weitere Tests und v.a. deren methodisch einwandfreie Evaluation durchzuführen. Hierbei sollte die Langzeitwirkung von Maßnahmen in das Untersuchungsdesign mit aufgenommen werden.
Weitere Aspekte
Die Studien wurden gefördert vom Ministerium für Umwelt und Verkehr des Landes Baden-Württemberg.
Ziel war es, die Verwendbarkeit der Theorie des geplanten Verhaltens (TPB) von Aijzen für die Verkehrsmittelwahl zu prüfen: Demnach wird die Absicht für ein geplantes Verhalten (Intention) vor allem von Einstellungen, Normen und die subjektiv wahrgenommenen Möglichkeit zur Ausübung bestimmter Verhaltensweisen (z.B. die Bekanntheit von Abfahrtszeiten) bestimmt.
Methodik und Durchführung
- Literaturauswertung
- Versuch
- Fallstudie
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Expertenbefragung
18 Experten haben insgesamt 56 Maßnahmen hinsichtlich Verhaltenswirksamkeit, Gesamtkosten und zeitlicher Umsetzbarkeit beurteilt. Insgesamt zeigt sich eine hohe Konsistenz in den Urteilen. Die Experten sind insgesamt sehr skeptisch was die Wirksamkeit von verkehrpolitischen Maßnahmen angeht. Am wirksamsten werden Kostenmaßnahmen (Erhöhung des Benzinpreises auf 5 DM, Null-Tarif im ÖPNV) und ein Ausbau des Schienennetzes eingestuft.
Umzüglerbefragung
Die Umzüglerbefragung stellt den Schwerpunkt der Studie dar. Hierbei wurden Personen kontaktiert, die vor einem Umzug nach Stuttgart standen. Es sollte untersucht werden, welchen Einfluss eine bessere Information über den ÖPNV und ein "Ausprobieren" des ÖPNV auf die Alltagsmobilität hat.
Die "Intervention" bestand in der Zusendung eines Informationspaketes an ein Teilkollektiv der Umzügler (Experimentalgruppe) mit folgendem Inhalt:
- Begrüßungsschreiben des Verkehrsverbundes
- Informationsbroschüren und der Anforderungsmöglichkeit für ein Probe-Abo
- Stadtplan für das Stadtviertel mit allen Haltestellen und Linien des ÖPNV; Markierung der nächstgelegenen Haltestelle
- Abfahrtspläne der nächstgelegenen Haltestelle
- Gratis Tagesticket
Vor dem Umzug betrug der Anteil des ÖPNV an den protokollierten Wegen in beiden Gruppen 19 %. Sechs Wochen nach dem Umzug stieg der ÖPNV-Anteil zwar erkennbar auf 24,4 % an, dies war jedoch statistisch nicht signifikant. Deutlich signifikant ist jedoch der bei der Kontrollgruppe konstatierte Anstieg der ÖPNV-Wege auf 46,8 %. Damit fuhren die Personen, die das Informationspaket bekommen haben, sechs Wochen nach dem Umzug doppelt so häufig mit Bus und Bahn wie die Personen, die "unbeeinflusst" geblieben sind [S. 88]. Gleichzeitig sank der Pkw-Anteil in der Experimentalgruppe von 48 % auf 33 %; in der Kontrollgruppe hingegen ging der Pkw-Anteil nur um 10 %-Punkte zurück (von 53 % auf 43 %).
Mit der Theorie des geplanten Verhaltens und der Messung bestimmter Einstellungen und Wahrnehmungen konnte nachgewiesen werden, dass mit der Änderung der Verkehrsmittelwahl in der Experimentalgruppe eindeutige Änderungen der Einstellungen verbunden sind: Der ÖPNV erhält ein besseres Image und ihm wird eine höhere "Tauglichkeit" attestiert. Durch das Testticket und das nutzerspezifische Infomationspaket wird eine bestehende Motivation, beim Umzug in die Stadt öfter den ÖPNV zu nutzen, so gestärkt, dass eine deutliche Änderung des Verhaltens erreicht wird. Aber auch bei Personen, die vorher nicht die Absicht hatten, in der Stadt verstärkt Busse und Bahnen zu nutzen, steigt die ÖV-Nutzung durch die Maßnahme von vor dem Umzug 16 % auf 35 % sechs Wochen nach dem Umstieg an.
Zur Prüfung der Stabilität der Interventionsmaßnahme wurde während der Projektbearbeitung beschlossen 8 Monate nach dem Umzug eine dritte Erhebung durchzuführen. Dies konnte jedoch nur noch mit dem halben Stichprobenumfang erfolgen. Dabei zeigt sich, dass die ÖPNV-Anteile bei den Wegen der Personen in der Kontrollgruppe von 26 % um weitere rd. 3 % Punkte auf 29 % ansteigen, während sie in der Experimentalgruppe von rd. 43 % auf 33 % absinken. Die ÖPNV-Nutzungshäufigkeit gleicht sich deutlich an, dennoch ist alleine der Anstieg (vom Ausgangsniveau vor dem Umzug) bei der Experimentalgruppe statistisch signifikant (S. 106).
Querschnittsbefragung
Die Querschnittsbefragung zur Untersuchung der "Maßnahmenakzeptabilität", d.h. der Akzeptanz bzw. Zustimmung für noch nicht bestehende Maßnahmen, wurde mit Hilfe einer Conjoint-Analyse erfasst. Hierbei zeigt sich im Ergebnis, dass die Akzeptabilität am stärksten von der "wahrgenommenen Fairness" der Maßnahme erklärt wird. Die wahrgenommene Effektivität der Maßnahme folgt mit deutlichem Abstand.
Einordnung in die Forschung / Relevanz für die Politikberatung
Die Autoren liefern wichtige Befunde für die Untersuchung weicher Maßnahmen. V.a. die Ergebnisse aus der Umzüglerbefragung sollten Anlass sein, weitere Tests und v.a. deren methodisch einwandfreie Evaluation durchzuführen. Hierbei sollte die Langzeitwirkung von Maßnahmen in das Untersuchungsdesign mit aufgenommen werden.
Weitere Aspekte
Die Studien wurden gefördert vom Ministerium für Umwelt und Verkehr des Landes Baden-Württemberg.