Forschungsinformationssystem des BMVI

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Leitstrategien individueller und kollektiver Zielführung in verkehrstechnischen Steuerungsverfahren

Erstellt am: 18.10.2004
Autoren:   Beckmann, Bernhard, Dipl.-Ing.
Wehmeier, Thomas, Dipl.-Ing.
Springsfeld, Christoph, Dipl.-Ing.
Düsterwald, Michael
Beckmann, Klaus, Univ.-Prof. Dr.-Ing.
Serwill, Dirk, Dr.-Ing.
Erscheinungsjahr / -datum:   2000
Zitiert als:   [BMVBW00r]
Art der Veröffentlichung:   Projektbericht
Sprache:   deutsch
Sonstige Informationen:   erschienen in der Berichtsreihe "Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik"
Review
Erstellt am: 18.10.2004 | Stand des Wissens: 18.10.2004
 
Ziel / Zweck
"Ziel dieses Forschungsvorhabens ist es, mögliche Diskrepanzen zwischen den Intentionen der Betreiber von Zielführungssystemen, den erwarteten Wirkungen von Zielführungssystemen sowie den Anforderungen der Nutzer an diese Systeme zu analysieren und aufzubereiten. Es sollen Hinweise zur Verringerung bzw. zum Abbau dieser Konflikte entwickelt und auf Eignung überprüft werden." (aus dem Kurzbericht zum Forschungsprojekt)

Methodik und Durchführung
  • andere Methodik
"Eingangs wird auf der Grundlage einer Literaturanalyse und von Expertengesprächen eine Wissensbasis geschaffen. Dabei werden die grundlegenden Funktionsweisen und Strategien von bestehenden als auch von konzipierten Zielführungssystemen aufbereitet und analysiert. Daraus werden Untersuchungsfelder, Hypothesen und Fragestellungen abgeleitet. Die möglichen Konflikte werden sowohl verbal-argumentativ als auch mit Hilfe simulativer Untersuchungen, unter Einsatz dynamischer Routensuch- und Umlegungsverfahren untersucht und bewertet. Ebenfalls mit Hilfe simulativer Untersuchungen werden anschließend Möglichkeiten der Verknüpfung kollektiver und individueller Zielführungssysteme aufgezeigt. Darauf aufbauend werden abschließend Hinweise zum Zusammenwirken von individuellen und kollektiven Zielführungssystemen gegeben sowie Empfehlungen für beteiligte Akteure abgeleitet. (...)

Die konkretisierten Konstellationen von Steuerungsbedingungen/-fällen werden in umfangreichen Simulationen unter Berücksichtigung von Sensitivitätstests und Variation verschiedener Einflussgrößen (Nutzungsraten, Maschengröße, Umwegfaktor, verfügbare Netzkategorien, Auslastungsgrad, Fern-/Nahverkehrsanteil, Störfallursache (Unfall, Baustelle, hohes Verkehrsaufkommen), Prognosefähigkeit der Systeme) untersucht. Die simulativen Untersuchungen beziehen neben den Nutzern individuell- und kollektiv-dynamischer Zielführungssysteme auch Nutzer von individuell-statischen Systemen, von individuellen Verkehrsinformationsdiensten, von Radioverkehrshinweisen wie auch die unbeeinflussten Verkehrsteilnehmer ein." (aus dem Kurzbericht zum Forschungsprojekt)

Ergebnisse und Schlussfolgerungen
"Insgesamt muss festgestellt werden, dass die exogenen Einflüsse (Geometrie und Belastungssituationen der Netze, Störfallursachen) erheblichen Einfluss auf das jeweilige Simulationsergebnis haben, weshalb kein für alle Praxisfälle eindeutiges Handlungskonzept ("Leitstrategie") abgeleitet werden kann.

Bei geringen Verbreitungs- und Befolgungsraten stützen sich kollektiv- und individuell-dynamische Systeme. Bei hohen Verbreitungs- und Befolgungsraten kann - je nach "Reaktionsgeschwindigkeit" (z.B. durch Prognosefähigkeit) - das eine System freie Kapazitäten für das andere System schaffen. Das individuelle System kann u.U. auch eine großräumigere Verlagerung um den Wirkungsbereich der Wechselwegweisung (WWW) bewirken, sodass die WWW noch nicht schalten muss.

Die Frage, ob kollektive Systeme künftig durch eine starke Verbreitung der individuell-dynamischen Systeme überflüssig werden, kann eindeutig mit nein beantwortet werden, da nicht davon auszugehen ist, dass die heutigen (oder auch zukünftigen) Nutzer der kollektiven Anlagen vollständig zu Nutzern individueller Systeme werden. Somit kann durch das Zusammenwirken von kollektiven und individuellen Zielführungssystemen eine insgesamt höhere Anzahl von Verkehrsteilnehmern mit "besseren" Verkehrsinformationen versorgt werden.

Verdrängungen ins untergeordnete Netz werden nur bei insgesamt hohen Belastungen entstehen.

Durch einen Datenverbund (alle Betreiber dynamischer Systeme verfügen über Verkehrszustandsdaten gleicher Qualität (die darauf aufbauenden Routenempfehlungen werden allerdings getrennt ermittelt)) wird die Transparenz des Systems "Verkehr" erweitert, da die Qualität der Grundlagendaten immer einen großen Einfluss auf die Effizienz der Systeme ausübt. Somit ist ein Datenverbund zwischen den verschiedenen Betreibern grundsätzlich als positiv anzusehen.

Durch einen Informationsverbund (nicht nur Daten sondern auch Informationen über Zeitpunkt und Art von Schaltvorgängen oder Routenempfehlungen werden ausgetauscht), der allerdings in Realität nur eine Informationsweitergabe vom kollektiven System an das individuelle System bedeuten kann, könnten individuell-dynamische Systeme durch das "Wissen" um die Schaltentscheidungen (und die erwarteten "kollektiven" Wirkungen) der WWW in die Lage versetzen, nachteilige Routenempfehlungen (z.B. gleichzeitiges Leiten auf Alternativstrecke bei dortiger hoher Belastung) zu vermeiden.

Auf der Grundlage eines Informationsverbundes könnte bei weiterer Verbreitung individuell-dynamischer Systeme langfristig die Entwicklung eines Strategieverbundes (der ein Systemoptimum unter weit gehender Berücksichtigung der einzelnen Nutzeroptima gewährleistet) notwendig werden." (aus der Kurzfassung des Endberichts)

Weiterführend zu Synthesebericht

 

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?115163

Gedruckt am Sonntag, 23. Februar 2025 15:23:43