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Ausbau und Erhaltung von Binnenwasserstraßen zur Ertüchtigung der Binnenschifffahrt

Erstellt am: 15.10.2004 | Stand des Wissens: 20.02.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig

Die Vorteile der Wasserstraße als Verkehrsträger liegen in der im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern verhältnismäßig guten Klimabilanz, den niedrigen gesamtwirtschaftlichen Kosten pro Tonnenkilometer und in der Mehrzweckfunktion der Wasserstraße als Lebens- und Erholungsraum. Die Binnenschifffahrt ist deshalb unter umweltpolitischen und ökonomischen Gesichtspunkten von wesentlicher Bedeutung, um die prognostizierten Zuwächse im Güterverkehr ökologisch verträglich und kostengünstig bewältigen zu können [BMVI20i].

Das Bundeswasserstraßennetz hat eine Gesamtlänge von rund 7.300 Kilometern und besteht zu 75 Prozent aus Flüssen und zu 25 Prozent aus Kanälen. Zu der Infrastruktur des Bundeswasserstraßennetzes gehören zudem technische Anlagen, die als Verbindungselemente und Knotenpunkte zwischen den einzelnen Wasserstraßen dienen. Dazu gehören unter anderem 400 Schleusen, 320 Wehre, zwei Talsperren, zwei Schiffshebewerke und rund 1.600 Brücken [BMDV22e].

Die Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschifffahrt hängt vom Ausbauzustand der Binnenwasserstraßen ab. Die deutschen Bundeswasserstraßen sind allerdings vielerorts für die erforderten Transportleistungen nicht optimal ausgebaut. Gemäß Information des 19. Bundestages sind alleine im Rheingebiet 17 Schleusen sanierungsbedürftig [DeBu21b].

Von den rund 78,1 Milliarden Euro an Investitionen, die das Bundesverkehrsministerium für die Verkehrsinfrastruktur in den Jahren 2019 bis 2023 bereitstellt, sind rund 4,3 Milliarden Euro für die Bundeswasserstraßen. Die mangelnden finanziellen Mittel der öffentlichen Haushalte führen dazu, dass die Investitionsmittel mit einem Anteil von rund 72 Prozent überwiegend in den Erhalt der Binnenwasserinfrastruktur fließen, während Ausbaumaßnahmen zurückgestellt werden [BMDV20e]. Das erklärte Ziel der deutschen und europäischen Verkehrspolitik, die Binnenschifffahrt zu ertüchtigen und Güterverkehre auf die Wasserstraße zu verlagern, ist vor diesem Hintergrund gefährdet und in seiner Umsetzung eingeschränkt.

Für eine Ertüchtigung der Binnenschifffahrt durch den Ausbau und Erhalt von Binnenwasserstraßen gilt es zunächst die Gründe für den Ausbau und Erhalt der Binnenwasserstraßen zu erörtern sowie die beteiligten Akteure, wie Bund, Länder und die Verwaltung der deutschen Wasserstraßen, zu berücksichtigen, deren Ziele und Maßnahmen des Öfteren im Konflikt zueinanderstehen. Die Umweltziele der Europäischen Union bis zum Jahr 2050, die Allokation der finanziellen Mittel des Bundes, welche den Verkehrsträger Straße priorisiert sowie Etatkürzungen seitens des Bundesfinanzministers für die Binnenschifffahrt führen zu Konflikten, die es zu beheben gilt, um den Ausbau und Erhalt der Binnenwasserstraßen zu fördern. Auf deutscher und auf europäischer Ebene konnten zwar bereits Ausbauprojekte umgesetzt werden, einer flächendeckenden Erneuerung stehen jedoch zudem Interessenkonflikte, wie der Umweltschutz und der Hochwasserschutz, gegenüber.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Binnenwasserstraßen (Stand des Wissens: 20.02.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?303052
Literatur
[BMDV20e] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Investitionsrahmenplan 2019 bis 2023 für die Verkehrsinfrastruktur des Bundes (IRP), 2020
[BMDV22e] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Verkehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr 2020, 2022/06/17
[BMVI20i] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.) Wasserstraßen, 2020
[DeBu21b] Deutscher Bundestag (Hrsg.) Zustand der Schleusen, Wehre und Brücken an den Bundeswasserstraßen Rhein, Rhein-Herne-Kanal, Wesel-Datteln-Kanal, Datteln-Hamm-Kanal, Ruhr, Mosel sowie Saar, 2021/05/10
Weiterführende Literatur
[Kühn10a] Kühni, K. A maintenance system for waterway infrastructure, veröffentlicht in 32nd PIANC International Navigation Congress 2010 , Curran / Red Hook, NY, 2010, ISBN/ISSN 978-1-61738-795-1
[Kühn09] Kühni, K. A maintenance system for waterway infrastructures, veröffentlicht in Sustainable infrastructure; Proceedings of IABSE Symposium, Bangkok, Sept. 9 - 11, 2009 [IABSE reports]; 96, International Association for Bridge and Structural Engineering / Zürich, 2009, ISBN/ISSN ISBN 978-3-85748-121-5
[Kühn10] Kühni, K. Ein Erhaltungsmanagementsystem für Verkehrswasserbauwerke, veröffentlicht in Deutsche Beiträge - XXXII. Internationaler Schifffahrtskongreß, PIANC / Bonn, 2010/09
[KüBö08] Kühni, K., Bödefeld, J., Kunz, C. EMS-WSV - Ein Erhaltungsmanagementsystem für Verkehrswasserbauwerke, veröffentlicht in Bautechnik, Ausgabe/Auflage Heft 8, Ernst & Sohn / Berlin, 2008, ISBN/ISSN ISSN 1437-0999
[BöKu07] Bödefeld, J., Kunz, C. From inspection to an asset management system for waterway structures, veröffentlicht in On course : PIANC magazine AIPCN, Ausgabe/Auflage Heft 128, PIANC / Bruxelles, 2007, ISBN/ISSN ISSN 0374-1001
[BAW11] Bundesanstalt für Wasserbau (Hrsg.) Instandhaltung von Verkehrswasserbauwerken, BAW / Karlsruhe, 2011
[PLANCO03a] o.A. Potenziale und Zukunft der deutschen Binnenschifffahrt, 2003/11
[BAW10] Kunz, C., Marzahn, G., Schütz, K. G., Schmidmeier, M., Kühni, K., Bödefeld, J., Wilson, S., Ehmann, R., Odenwald, B., Holzer, S., Fleischer, H., Lutz, M., Bartel, A., Reschke, T., Gehri, M., Mayer, T., Gehlen, C., Westendarp, A. Tagungsband BAW-Kolloquium der Abteilung Bautechnik, Erhaltung von Wasserbauwerken und Brücken, BAW / Karlsruhe, 2010
Glossar
Erneuerung Im Kontext der Straßenerhaltung bezeichnet der Begriff "Erneuerung" die vollständige Wiederherstellung einer Verkehrsflächenbefestigung oder von Teilen davon, sofern mehr als die Deckschicht betroffen ist. Bei der Bauwerkserhaltung beschreibt der Begriff den Ersatz von Bauteilen oder Bauteilgruppen.
tkm tkm = Tonnenkilometer Die Einheit Tonnenkilometer [tkm] beschreibt die im Rahmen einer Güterbeförderung erbrachte Verkehrsarbeit. Diese definiert sich als Produkt der Gütermenge (Summe der beförderten Güter in Tonnen) und der von dieser dabei zurückgelegten Wegstrecke in km. Verkehrsarbeit [tkm] = Gütermenge [t] * Wegstrecke [km]
BMDV
Bundesministerium für Digitales und Verkehr (bis 10/2005 BMVBW, bis 12/2013 BMVBS und bis 11/2021 BMVI)

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?114583

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 18:53:48