Mobilität in Stadt und Land
Erstellt am: 14.10.2004 | Stand des Wissens: 28.11.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Kommunikationswirtschaft
Mobilität besitzt eine grundlegende Bedeutung für unser Leben. Der Begriff Mobilität kommt daher in verschiedensten Zusammenhängen zur Anwendung. Zentraler Gegenstand der Stadt- und Verkehrsplanung ist die Alltagsmobilität, auch zirkuläre Mobilität beziehungsweise Verkehrsmobilität genannt. Jedoch ist selbst auf der Betrachtungsebene der Stadt- und Verkehrsplanung in der Literatur bisher keine einheitliche Definition des Begriffs zu finden. Die Begriffe Mobilität und Verkehr werden gerade in verkehrspolitischen Diskussionen oft synonym verwendet [DIVU09, S.18]. In der Literatur wird daher vorgeschlagen, den Mobilitätsbegriff im Zusammenhang mit den verwendeten Messgrößen anzugeben [Holz10a].
Ausgangspunkt für die Suche nach den Ursachen von Mobilität und der Entstehung von Verkehr sind die verschiedenen Wünsche und Bedürfnisse der Menschen [BeGe00, S.4]. Einige Bedürfnisse können ohne Ortsveränderungen befriedigt werden, einige nicht. Die Alltagsmobilität von Personen wird neben objektiven (beispielsweise Wegezweck, Verkehrsangebot) auch von subjektiven Einflussfaktoren (beispielsweise Lebensstil, Mobilitätseinstellung) bestimmt [Mehl01a].
Zentrale Erklärungsgrößen für die Beschreibung der Wechselwirkungen von Stadt/Raum und Mobilität sind die "Bedürfnisse und Handlungsmöglichkeiten von Personen, Haushalten sowie von Unternehmen" [Mehl01a, S. 93]. Für jede einzelne Person bedeutet Mobilität Teilnahmechance an außerhäuslichen Aktivitäten, die durch motorisierte oder nicht-motorisierte Ortsveränderungen realisiert werden können [Mehl01a].
Zur Beschreibung der Alltagsmobilität einer Person beziehungsweise auch eines Haushaltes sind drei wesentliche Beschreibungsgrößen heranzuziehen, die wiederum miteinander verknüpft werden können: Mobilitätsrate, Mobilitätsstreckenbudget, Mobilitätszeitbudget [Mehl01a, S.91]. Das Grundbedürfnis nach Mobilität ist bei den Bewohnern von Stadt und Land gleich stark ausgeprägt. Bewohner städtischer und ländlich strukturierter Gebiete besitzen dennoch ein unterschiedliches Verkehrsverhalten. Eine räumliche Differenzierung der zentralen Mobilitätskenngrößen gibt Aufschluss darüber.
Aufgabe der Stadt- und Regionalplanung sowie der integrierten Verkehrsplanung ist die "Erhaltung und Erweiterung der Teilnahmemöglichkeiten von Bürgern an sozialen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und sonstigen Austauschprozessen" [Mehl01a, S. 104] sowie "die Erhaltung und Erweiterung von Optionen für wirtschaftliche Austauschprozesse" [Mehl01a, S. 104].
Die Umsetzung der entstehenden Mobilitätsbedürfnisse muss jedoch den Nachhaltigkeitsanforderungen entsprechen, nämlich sozial verträglich, ökonomisch effizient und ökologisch tragfähig zu sein. Das Ziel einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung ist die Sicherung der Mobilität von Bürgern und Bürgerinnen mit möglichst wenig Verkehr.
Gesellschaftliche Verschiebungen der Wertvorstellungen sowie raum- und standortstrukturelle Veränderungen beeinflussen die Mobilitätsentwicklung. Deutschland unterliegt derzeit einer Reihe von Megatrends mit entsprechenden Auswirkungen auf die Mobilität.
Damit Politik und Verkehrsplanung auf die sich ändernden Rahmenbedingungen der Mobilität reagieren können, müssen diese bekannt sein. Die Wissenslandkarte "Mobilität in Stadt und Land" gibt daher einen Überblick über die Ursachen von Mobilitätsbedürfnissen, die Quantifizierung zentraler Mobilitätskenngrößen, das Mobilitätsverhalten verschiedener Personengruppen sowie die Mobilitätsdaten für städtische und ländliche Gebiete. Das Verkehrsverhalten der Bevölkerung in ländlich strukturierten Gebieten unterscheidet sich aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten zum Teil erheblich vom Verkehrsverhalten in Großstädten oder Ballungsgebieten. Die Ergebnisse der Erhebungen "Mobilität in Deutschland 2017" (MiD2017) und "Mobilität in Städten 2013" (SrV 2013) sowie des jährlich durchgeführten Deutschen Mobilitätspanel (MOP) können für die Beschreibung der Alltagsmobilität genutzt werden. Die Erhebungen ermitteln die Alltagsmobilität der Einwohner und Einwohnerinnen für ein abgegrenztes Gebiet.