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Besetzungsgrade bei Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr

Erstellt am: 12.10.2004 | Stand des Wissens: 24.06.2019
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Der größte verkehrliche und ökonomische Nutzen bei Fahrgemeinschaften entsteht, wenn alle Plätze im Pkw besetzt sind. Dabei ist bei wechselnden Pkw der kleinste eingesetzte Pkw maßgeblich.

Gleichzeitig steigt jedoch mit zunehmender Größe der Fahrgemeinschaft der Koordinierungsaufwand und - je nach Entfernung der Wohnorte - der Zeitaufwand der einzelnen Teilnehmer an. In der Praxis kommt es daher vor allem zur Bildung von Fahrgemeinschaften, die aus zwei Personen bestehen.

Leider wird über die Verteilung des Besetzungsgrades bei Fahrgemeinschaften kaum berichtet. Nur in [Reinke85] ist diese Verteilung genannt [Reinke85, S. 54]:
  • 2er-Fahrgemeinschaften machten 57 Prozent der Fahrzeuge und 43 Prozent der Teilnehmer aus.
  • 3er-Fahrgemeinschaften fuhren in 26 Prozent der Fahrzeuge (30 Prozent der Teilnehmer).
  • In 17 Prozent der Fahrzeuge saßen mehr als 3 Personen (27 Prozent der Teilnehmer).
Bei Betrieben mit sehr vielen Mitarbeitern und weitläufigen Stellplatzanlagen kann die Reservierung von Stellplätzen für Fahrgemeinschaften ab drei Personen nah am Eingang eine sehr attraktive und kostengünstige Fördermaßnahme sein. Im Beispiel BASF wurde hiermit die Zahl der Drei-Personen-Fahrgemeinschaften von 50 auf 1300 erhöht.
Mit Hilfe von Fahrgemeinschaften unter Pendlern können der Besetzungsgrad erhöht und aufgrund dessen, besonders in Spitzenzeiten, die kritischen Verkehrssituationen vermindert werden [Mühl11].
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr (Stand des Wissens: 21.06.2019)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?56871
Literatur
[Mühl11] ETH - Zürich - Research Collection (Hrsg.) Potenzial von Fahrgemeinschaften, 2011
[Reinke85] Reinke, Volkmar Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr - Möglichkeiten und Grenzen der Förderung, Dortmund, 1985, ISBN/ISSN 3-88211-050-3
Weiterführende Literatur
[HaPf94] Pfeiffer, Manfred, Hautzinger, H., Prof. Dr. Empirische Untersuchungen zum Pkw-Besetzungsgrad, veröffentlicht in Internationales Verkehrswesen, Ausgabe/Auflage 7+8, Heilbronn, 1994
Glossar
Besetzungsgrad Unter Besetzungsgrad wird die Auslastung von Verkehrsmitteln verstanden. Im Öffentlichen Personennahverkehr entspricht das Platzangebot dabei i. d. R. der Summe aus den Sitzplätzen und 4 Plätzen je m² Stehfläche. Der Besetzungsgrad wird hierbei in % angegeben. Er liegt im Durchschnitt bei rd. 20 % und erreicht in der Spitze Werte zwischen 80 und 100 %. Vor allem bei besonderen Veranstaltungen kann der Besetzungsgrad im ÖPNV auch über 100 % betragen. In Analogie hierzu wird auch im Individualverkehr oft dieser Begriff verwendet; damit sind jedoch häufig die Anzahl der (durchschnittlich) im Auto befindlichen Personen gemeint (z. B. 1,2 Personen) und nicht die Platzauslastung. Zum Teil wird daher auch der Begriff "Besetzungszahl" verwendet. Der Quotient aus der Summe der Personenfahrten im Pkw und der Anzahl der Pkw-Fahrten wird auch als "ungewichteter Besetzungsgrad" bezeichnet. Daneben gibt es den seltener verwendeten "gewichteten Besetzungsgrad", der die Fahrtlängen berücksichtigt. Da mit zunehmender Fahrtlänge die Besetzung höher ist, liegt der gewichtete Besetzungsgrad um ca. 0,1 höher als der ungewichtete.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?113552

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 09:42:45