Prognosen für den Containerverkehr
Erstellt am: 19.09.2002 | Stand des Wissens: 26.10.2022
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Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Allgemein wird ein weiteres dynamisches Wachstum des Weltcontainerverkehrs erwartet, welches das Wachstum des Weltseehandels übersteigt, aber gegenüber den 1990er-Jahren bis 2002 (jährliche Wachstumsraten des Weltcontainerumschlags von rund 10 Prozent und mehr) etwas langsamer verläuft. Die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 führte zu einem zeitweiligen Rückgang des Transportaufkommens, sodass die prognostizierten Volumina nicht eintraten und die Prognosen nach unten korrigiert wurden. Zuletzt betrug die jährliche Wachstumsrate im Weltcontainerhandel, gemessen in TEU, etwa drei Prozent [UNCTAD19, S. 12].
Die Entwicklung der 1990er-Jahre war geprägt durch:
- einen steigenden Containerisierungsgrad der Stückgutverkehre,
- zunehmende Globalisierung,
- starkes Wirtschaftswachstum in Ländern mit hoher Seeverkehrsintensität (Südostasien und besonders China).
Für die Zukunft wird erwartet, dass der Zuwachs aus steigenden Containerisierungsgraden für die Hauptfahrtgebiete geringer ausfällt und sich das Wachstum des Fertigwarenhandels etwas verlangsamt, sodass sich mittelfristig für die deutschen Seehäfen jährliche Wachstumsraten des Containerumschlags von 4,3 Prozent ergeben [BMVI16a, S. 19]. Der Containerumschlag steigt dabei stärker als der Weltcontainerverkehr aufgrund stärker steigender Transshipmentverkehre [UNCTAD20, HL20a]. Zu beachten ist, dass der Hafenumschlag bei Containern deutlich den Seetransport übersteigt, da ein erheblicher, von Hafen zu Hafen aber verschiedener Teil der Umschlagleistung, auf Transshipmentcontainer entfällt (in Europa etwa 20 Prozent). Das heißt, bei weiter steigenden Schiffsgrößen und daraus folgender Reduzierung der Direktanläufe wird ihr Anteil zunehmen. Außerdem werden höhere Wachstumsraten als im Durchschnitt für die kommenden Jahre in den Verkehren mit Asien erwartet [Garr06].
In der Seeverkehrsprognose 2030 des BMVI werden Entwicklungstrends in 36 europäischen Seehäfen aufgezeigt. Die Abschätzungen für die wichtigen deutschen Containerhäfen sind in Abbildung 1 dargestellt.
Abb. 1: Containerumschlag deutscher Häfen in 1.000 TEU 2030 im Szenarienvergleich (eigene Darstellung nach [BMVI16a, S.6])
Gemäß des Kernszenarios wird sich der Containerumschlag in Deutschland bis 2030 auf 30,1 Millionen TEU mehr als verdoppeln (+4,3 Prozent pro Jahr) [BMVI16a, S.5]. In den letzten Jahren ist dieser Trend allerdings für die deutschen Häfen nicht mehr abzusehen. Zwar ist der weltweite Containerumschlag von 608,9 Millionen TEU im Jahr 2014 auf 614,3 Millionen TEU im Jahr 2015 gestiegen, was einem Wachstum von 0,8 Prozent entspricht, jedoch konnten deutsche Häfen nicht von diesem Wachstum profitieren [MAR16, S.44]. So hatte der Hamburger Hafen im selben Jahr einen Umschlagsverlust von 9,8 Prozent zu verzeichnen [MAR16, S. 43]. Im Jahr 2018 hingegen konnte ein Wachstum in Höhe von 6 Prozent verzeichnet werden, was dreimal dem Wachstum des Vorjahres entsprach. Rund 752,2 Millionen TEU wurden weltweit umgeschlagen [UNCTAD18]. In Deutschland zeichnete sich dieser globale Trend einzig im JadeWeserPort in Wilhelmshaven ab. Dieser konnte im Jahr 2018 erneut ein zweistelliges Wachstum in Höhe von 18 Prozent verbuchen, ein weiterer Rekordanstieg nach den schwachen Anfängen des Hafens [NDR19a]. Die Folgende Abbildung zeigt das Umschlagsvolumen ausgewählter Containerhäfen in Millionen TEU.